Es war einmal – Lan Parties

Wer erinnert sich noch? Mitte der 90er ging es los, bepackt mit Rechner, CRT-Monitor, einem Haufen Kabel, vielleicht noch einen Switch ging es quer durch Land zu irgendwelchen LAN-Partys, um miteinander oder gegeneinander zu spielen. Das hatte durchaus praktische Vorteile. Denn zum einem wollte man Freunde treffen und, was bei vielen der Fall war, Breitbandinternetanschlüsse wie wir sie heute haben war damals noch nicht vorhanden oder war erst in den Startlöchern. Viele nutzten noch 56k Modems, ISDN. DSL mit Fastpath war damals ein Traum. Jedenfalls war es teuer, sehr teuer, übers Internet zu zocken.

Also zogen wir los und trafen uns meist in dem Dreieck Oberhausen, Duisburg und Mülheim bei jemanden zuhause, bauten unsere Rechner auf und es ging los. Derjenige, ja tatsächlich der, damals war das egtl. eher eine Männerdomäne, mit dem schnellsten Rechner stellte den Server und dann ging es los. Naja, fast. Irgendwer hatte immer Probleme mit seinem Netzwerk, sodass wir erst eine komplette Netzwerkinfrastruktur aufbauen mussten. Denn, Twisted Pair Netzwerk, Switche usw. waren damals noch teuer. Das kam erst später. Wir begannen mit 10BASE2. Das heißt dass wir ein Koaxkabel zu den Rechnern zogen. Jeder Rechner war mit einem T-Stück ausgestattet und der erste und letzte Rechner wurden dann mit einem Abschlusswiderstand versehen. Es war nicht unüblich, dass wir noch Widerstände reparieren mussten (eine Zeitlang haben wir noch Lötkolben, Zinn und Co. mitgeschleppt), eins der T-Stücke lose war oder das Kabel einfach gebrochen. 

Irgendwann ging es dann mal wirklich mal los, und wir spielten meist irgendwelche Ego-Shooter wie Quake 2, Doom, Unreal Tournament oder Tactical Operations (sowas wie Counter Strike aber für Unreal). Hin und wieder gabs dann aber auch mal ’ne Runde Need for Speed oder was weniger Gewaltvolles. Tja, und dann kam der Kohldampf was bedeutet, dass wir entweder Pizza bestellten oder, bei gutem Wetter, auch gegrillt haben (dabei galt das Solidaritätsprinzip, jemand der nicht so viel Kohle hatte wurde von anderen mitversorgt, beim nächsten Mal wars dann jemand anders. Satt wurden alle!). Da war dann, dass was wir heute „Socialising“ nenne. Alle gemeinsam beim Mampfen und über Gott, die Welt und alles andere quatschen. Später war dann die Pizza restlos in den Bäuchen gewandert und die Raucher unter uns gingen noch eine dampfen während sich die anderen daran machten, dass ein oder andere Spiel, Software, MP3s usw. zu kopieren.

Ja, wir haben damals kopiert und waren damals gewissermaßen „Fachkräfte“ darin Kopierschutzmechanismen zu umgehen. Entweder brauchte es nur eine Seriennummer die wir uns bei serials.ws besorgt haben oder es musste die Setup-CD auf eine spezielle Art und Weise kopiert werden. Dafür gab es dann Tools wie Alcohol 120%, Blindwrite und so weiter. Im schlimmsten Fall musste das Programm ausgetaucht werden. Die gecrackte Version haben wir uns dann in der Regel bei gamecopyworld.com (oder ähnliche) besorgt. Meist waren es sogenannte NO-CD Version der Spiele. Dort wurde einfach die Abfrage der CD, die den Kopierschutz enthielt, umgangen. Heute kaum noch vorstellbar das alles. Windows wird auf jedem Rechner mitgeliefert, danke Steam GOG und Co. haben wir jederzeit Zugriff auf eine riesen Spieledatenbank und wenn man geduldig ist, kann man jeden Vollpreistitel auch irgendwann in irgendwelchen Sales kaufen.

Wie dem auch sein, irgendwann war das Wochenende auch mal vorbei und wir mussten abreisen. Dabei war es so, dass wir uns meist am Sonntagmorgen aus den Penntüten unterm Tisch schälten, den Rechner nochmal anmachten und planlos irgendwas darauf zockten. Im Laufe des Tages wurden dann die Rechner, der Monitor, die Kabel und alles wieder eingepackt und wir traten einzeln den Weg nach Hause an. Oft war es aber auch so dass Leute, die schon ein Auto hatten, irgendwen mitnahmen.

So ging das einige Zeit, bis das heutige Onlinegaming bei uns einzog. Seither sitzen alle zuhause vor dem Rechner, zocken übers Internet irgendwelche Spiele und niemand sieht sich im echten Leben noch. Sehr schade!